Ein Rückblick auf ein erfolgreiches Jahr
Das Jahr 2022 war ein bedeutendes Jahr für die LGBTIQ Städtepartnerschaften zwischen Bremen, Bremerhaven, Gdansk und Szczecin. Mit zahlreichen Aktivitäten, Workshops und gemeinsamen Projekten konnten wir nicht nur die bestehenden Partnerschaften stärken, sondern auch neue Wege der Zusammenarbeit beschreiten. In diesem Jahresbericht möchten wir die wichtigsten Meilensteine und Errungenschaften des Projekts „LGBTIQ Städtepartnerschaft 2022“ vorstellen.
Die Anfänge der LGBTIQ Städtepartnerschaft
Seit 2017 besteht zwischen den Städten Bremen und Gdansk die erste LGBTIQ Städtepartnerschaft ihrer Art. Diese Partnerschaft entstand damals zwischen dem CSD Bremen e.V. und dem Tolerado Verein aus Gdansk. Ziel des zweijährigen Projekts „LGBTIQ Städtepartnerschaften“ war es, den weiteren Ausbau bestehender Partnerschaften zu fördern und neue Kontakte zu queeren Organisationen in den Partnerstädten Bremen und Bremerhaven zu knüpfen.
Neustrukturierung und Konzeptionierung von Workshops
Im Jahr 2022 lag der Fokus auf der Neustrukturierung und Konzeptionierung von Workshops, um die LGBTIQ Städtepartnerschaften zwischen Bremen/Gdansk und Bremerhaven/Szczecin weiter auszubauen. Diese Workshops fanden sowohl online als auch vor Ort in Bremen und Danzig statt.
Herausforderungen und Ziele
Eine der größten Herausforderungen bestand darin, die Partnerschaften ganzjährig aktiv zu halten und die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden außerhalb der bevorstehenden Gruppenfahrten zu bewahren. Bisher beschränkten sich die Partnerschaften meist auf gegenseitige Besuche der Partnerorganisationen anlässlich der CSDs. Aufgrund der Entfernung zwischen Bremen und Danzig war es erforderlich, die Abfahrten auf den Donnerstag vor dem CSD-Samstag zu planen, was dazu führte, dass vor allem Schüler*innen und Studierende teilnahmen.
Unser Ziel war es, den Zugang zu weiteren Zielgruppen zu erleichtern und ein ganzjähriges Angebot zu schaffen. Dazu gehörte auch die Sicherstellung der notwendigen Finanzierung für die Mehrkosten.
Ergebnisse der Neustrukturierung und Konzeptionierung
Neue Zielgruppen: Queere Menschen mit Behinderungen und Arbeitnehmende
Für die Jahre 2022 und 2023 haben wir uns mit unseren Partnerorganisationen auf zwei neue Zielgruppen geeinigt: queere Menschen mit Behinderungen und queere Arbeitnehmende.
Queere Menschen mit Behinderungen
Bisher war die Teilnahme für queere Menschen mit Behinderungen an den Fahrten zu den CSDs in Danzig und Stettin nicht möglich. Insbesondere bei queeren Menschen mit geistigen Behinderungen, die die Gefahren der Teilnahme am CSD in Polen nicht einschätzen können, war ein Sicherheitskonzept unerlässlich. Dieses Konzept beinhaltete eine ständige Aufklärung über das Verhalten während des CSDs sowie die gemeinsame Teilnahme mit einem Fahrzeug, das die Teilnehmenden sicher zum und vom CSD bringt.
Queere Arbeitnehmende
Viele Arbeitnehmende zeigten Interesse am internationalen Austausch und den LGBTIQ Städtepartnerschaften, waren jedoch oft nicht bereit, ihren Jahresurlaub für die Kurzbesuche zu opfern. Um dieses Problem zu lösen, planten wir, die CSD-Besuche als Bildungsurlaub anerkennen zu lassen. Die Registrierung und Anerkennung seitens der Bildungsbehörde wird voraussichtlich Ende 2023 oder Anfang 2024 abgeschlossen sein.
Queere polnische Bremer*innen
Queere Menschen mit Migrationshintergrund identifizieren sich besonders mit der LGBTIQ Städtepartnerschaft, wenn es eine queere Partnerschaft zu ihrem Herkunftsland gibt. Sprachbarrieren stellen dabei kein großes Hindernis dar, jedoch sind viele queere Menschen mit Migrationshintergrund auf Diskretion bedacht. Ein Doppelleben zwischen ihrer echten Identität und dem Kontakt zur Familie ist in diesen Bevölkerungsgruppen keine Seltenheit. Daher muss das Angebot für diese Zielgruppe möglichst niederschwellig gestaltet werden.
Ganzjährige Arbeit und Angebote
Internationale queere Spendensammlung
Mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine veränderte sich die Situation in Polen dramatisch. Unsere polnischen Partnerorganisationen waren vor allem mit der Unterstützung queerer Geflüchteter beschäftigt. Um die LGBTIQ Partnerschaften fortzusetzen, initiierten wir die „Bremer Spendenstation“, eine gemeinsame LGBTIQ Sachspendensammlung.
Ziele der Spendensammlung
– Vertiefung und Ausbau der LGBTIQ Partnerschaften durch Zusammenarbeit
– Unterstützung der LGBTIQ Organisationen bei der Versorgung queerer Geflüchteter in Polen
– Verbesserung des gesellschaftlichen und politischen Ansehens der LGBTIQ Community
Arbeitsaufteilung
– Mitglieder aus Bremerhaven und Bremen sammelten und sortierten Sachspenden
– Mitglieder aus Szczecin und Gdansk organisierten die Verteilung der Spenden an queere Geflüchtete und andere Einrichtungen
Die Spendensammlung war ein großer Erfolg und trug maßgeblich zur Stärkung der Partnerschaften bei. Gleichzeitig konnten wir durch diese Aktion eine neue LGBTIQ Städtepartnerschaft mit den Organisatoren von Odessa-Pride aufbauen.
Gegenseitiger Austausch und Zusammenarbeit vor Ort
Gruppenfahrten zu den CSDs
Im Rahmen der LGBTIQ Städtepartnerschaften organisierten wir Gruppenfahrten zu den CSDs in Bremen, Bremerhaven, Szczecin und Gdansk. Diese Fahrten basierten auf Privatunterkünften, um einen intensiven Austausch zwischen den Mitgliedern der Partnerorganisationen zu fördern.
Ablauf der CSD-Gruppenfahrten
– Freitagmittag: Ankunft
– Freitagabend: Get-Together mit Gästen und Gastgeber*innen
– Samstag: Gemeinsamer Aufbau des CSD, Teilnahme an der Kundgebung und dem tęczowy piknikowy
– Sonntagmorgen: Gemeinsames Frühstück und Verabschiedung
Neue Kontaktaufnahme zu den CSDs Riga und Izmir
Der Ukraine-Krieg hatte auch Auswirkungen auf die Organisatoren des CSD Riga. Wir konnten einen ersten Kontakt herstellen, jedoch lag der Fokus in Riga ebenfalls auf der Unterstützung der Ukraine. Die erste Kontaktaufnahme zum CSD Izmir erfolgte Ende 2022 online, wobei wir uns über die aktuelle Situation in Bremen und Izmir austauschten.
Fazit: Ein Jahr der Herausforderungen und Erfolge
Das Jahr 2022 war geprägt von unerwarteten Herausforderungen, insbesondere durch den Ukraine-Krieg und die daraus resultierende Flüchtlingskrise. Dennoch konnten wir durch die gemeinsame Spendensammlung und die Stärkung der bestehenden Partnerschaften wichtige Erfolge erzielen. Die LGBTIQ Städtepartnerschaften haben sich als wichtiges Instrument zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit und zur Unterstützung der LGBTIQ Community bewährt.
Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit und die Fortsetzung unserer Projekte im Jahr 2023. Vielen Dank an alle Beteiligten, die dieses erfolgreiche Jahr möglich gemacht haben!
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